Paul Schultze-Naumburg - Der »(Deutsche) Bund Heimatschutz«

Porträt Ernst Rudorff (1840–1916)   Erste Spuren zur Idee eines Heimatschutzes lassen sich bis weit ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits 1834 hatte Preußens Königshaus unter dem Druck der Öffentlichkeit den Drachenfels im Siebengebirge bei Bad Honnef am Rhein seinen Eigentümern abgekauft und unter Schutz stellen lassen.
Neuen Zündstoff bekam der Gedanke des Heimatschutzes nach der Reichsgründung von 1871, weil nun Industrie und Verstädterung nicht mehr nur die Großstädte, sondern auch die ländlichen Regionen ergriffen. Als Vater des Heimatschutzgedankens gilt der Komponist und Professor an der Berliner Hochschule für Musik,
Ernst Rudorff (1840–1916).
Im Jahre 1880 erschien dessen Aufsatz „Über das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur“, in dem er ein erstes Panorama der Verwüstungen der Landschaft entfaltete, die auf die Industrialisierung zurückzuführen waren. Mit seinem 1897 vorgelegten Buch „Heimatschutz“ hatte er diesem Begriff einen neuen Inhalt gegeben; bis dahin war das Wort „
Heimatschutz“ nur im militärischen Zusammenhang verwendet worden.
Porträt Ernst Rudorff (1840–1916)    

 

Zeitschrift Heimatschutz   Rudorff wendete sich, nachdem er die ersten Bände der „Kulturarbeiten“ kennen gelernt hatte, an Schultze-Naumburg und schlug ihm eine Zusammenarbeit vor. Der Erfolg der „Kulturarbeiten“ hatte Schultze-Naumburg nicht nur zu einem der gefragtesten Architekten gemacht, sondern auch die Idee des Heimatschutzes befördert.

Im Jahre 1904 kam es zur Gründung des
Bundes Heimatschutz“ zu dessen erstem Vorsitzenden Schultze-Naumburg gewählt wurde.

ab 1914 : Deutscher Bund Heimatschutz
heute: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland

Diese neue Organisation war personell und organisatorisch mit dem gesamten Feld der bildungsbürgerlichen Reformbewegungen und deren Vereinen und Verbänden vernetzt.

 

Die Arbeitsgebiete des Bundes machen deutlich, wie weit seine Aufgaben gefasst waren. Sie beinhalteten die Denkmalpflege, die Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen Bauweisen sowie die Erhaltung des vorhandenen Bestandes, den Schutz des Landschaftsbildes einschließlich der Ruinen, die Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie der geologischen Eigentümlichkeiten, die Bewahrung und Förderung der Volkskunst von beweglichem Kulturgut bis zu Gebräuchen, Festen und Trachten.
 
Nach knapp zehnjähriger Leitung des Vorsitzes im „Bund Heimatschutz“ trat Schultze-Naumburg im September 1913 zurück. Diese Zeitspanne zwischen 1904 und 1914 war wohl eine der erfolgreichsten Phasen in der Heimatschutzbewegung überhaupt.
Es entstand die
Heimatschutzarchitektur auch Heimatschutzstil genannt, modern auch Heimatstil. Es ist ein Architekturstil der architektonischen Moderne, der 1904 erstmals beschrieben wurde und bis 1945 seine Blüte hatte.
Außer Schuultze-Naumburg waren noch folgende Architekten Vertreter dieses Baustils:
Otto Bubenzer, Theodor Fischer, Rudolph Lempp, Paul Schmitthenner, Julius Schulte-Frohlinde, Heinrich Tessenow, Heinrich Renard, Johann Baptist Schott
 
Neue Gesetze zum Schutze der Heimat wurden verabschiedet; sogenannte Bauberatungsstellen bemühten sich im ganzen Land darum, das Niveau im Bausektor zu heben.
 
Verbesserungsvorschläge einer Bauberatungsstelle (um 1914)
 
Verbesserungsvorschläge einer Bauberatungsstelle

 

In der Denkmalpflege setzte sich der Gedanke des Ensembleschutzes durch. Nicht mehr nur die historisch oder ästhetisch hoch bedeutsamen Werke der Architektur und Kunst sollten geschützt werden, sondern auch schlichte Architekturwerke, deren Umgebung und ganze Ortsbilder.
Aber trotz aller Erfolge und Anregungen konnte die Heimatschutzbewegung kein wirkliches Umdenken bewirken. Naturzerstörung und industrielle Überformung von Stadt und Land gingen unaufhaltsam weiter. Der Schriftsteller
Hermann Löns hatte bereits 1911 erkannt: „Die Naturverhunzung arbeitet en gros, der Naturschutz en detail.“
 

 

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Der Autor - Klaus Piontzik